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Barpiano-Lexikon

Dem Pianisten über die Schulter geschaut

Hier finden Sie ein kleines Lexikon mit den wichtigsten Begriffen der Bar-Piano-Welt. Die Sammlung wird mit der Zeit noch erweitert.

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AlleinunterhalterAmbienteApplausAtmosphäreBackgroundmusikBarpianoChansonFrédéric ChopinDinnermusikE-PianoEvergreenFilmmusikHarmonieHintergrundmusikImprovisationInterpretJazzJazzstandardAntonio Carlos JobimKeyboardKlassikKlavierKomponistKonzertflügelLatinMelodieWolfgang Amadeus MozartOrnamentPianoPianinoPianistAstor PiazzollaCole PorterRhythmusSalonmusikErik SatieSchlagerStandardStehklavierStimmungSwingUnendliche MelodieUnterhaltungsmusikZwanziger Jahre

Alleinunterhalter

Der Begriff Alleinunterhalter wird heute auf verschiedene Weisen gebraucht. Prinzipiell bezeichnet er einen Musiker, der Festivitäten und anderen Veranstaltungen musikalisch umrahmt. Er bezieht sich damit also auch auf Bar- und Unterhaltungspianisten, die auch in Künstlerverzeichnissen oft unter der Rubrik "Alleinunterhalter" geführt werden.

Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff jedoch vor allem einen Musiker, dessen Präsentation sich recht stark von der eines Barpianisten unterscheidet: Er benutzt kein akustisches Klavier oder ein dem Klavierklang nachempfundenes E-Piano, sondern ein Keyboard, das zusätzlich über synthetische Klänge und Effekte verfügt. Außerdem moderiert er in der Regel die Veranstaltung, sodass die Grenzen zwischen Musiker und Entertainer verschwimmen.

All dies kommt für den klassischen Barpianisten nicht in Betracht. Er will nicht die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen, sondern dezent im Hintergrund bleiben – gerade dadurch wirkt er um so stärker auf die Atmosphäre der Veranstaltung.

Ambiente

Atmosphäre

Applaus

Applaus

Anders als der Konzertpianist sucht der Barpianist nicht den Applaus seiner Zuhörer – schließlich steht er nicht im Hauptfokus der Aufmerksamkeit. Im Gegenteil: Applaudieren ihm die Gäste zu häufig, wird er sich fragen müssen, ob er womöglich zu aufdringlich spielt. Natürlich freut er sich über jeden Applaus, wie auch über jede andere Form der Anerkennung. Am meisten aber freut es ihn, wenn ihm die Gäste nach dem Ende seines Spiels sagen: "Na so etwas! Ich habe gar nicht gemerkt, wie Sie aufgehört haben!"

Atmosphäre

Wer kennt sie nicht – diese ganz speziellen Lieder, die uns an einen Sommerabend in Spanien oder an den Flair der Copacabana in Brasilien denken lassen. Es reichen nur ein, zwei Akkorde und ein kurzer Ausschnitt der Melodie: schon steht die ganze zauberhafte Atmosphäre vor uns.

Die größte Kunst des Barpianisten ist, die Atmosphäre all dieser Lieder einzufangen und von neuem zum Leben zu erwecken. Dabei deutet er die jeweiligen Stimmungen nur dezent an, lässt eine Ahnung entstehen – dann leitet er sanft zum nächsten Lied über. So entsteht der ganz besondere Flair, die ganz besondere Atmosphäre des Barpianospiels: wie ein bunter Strauß aus vielen verschiedenen Blumen, mit exotischen Düften aus der ganzen Welt.

Backgroundmusik

Hintergrundmusik

Barpiano

Entgegen seinem Namen spielt der Barpianist keineswegs nur in Bars, sondern ebenso in Hotels, Cafés, Restaurants, bei Hochzeiten und Privatveranstaltungen – prinzipiell überall, wo unaufdringliche Hintergrundmusik auf dem Klavier gewünscht wird. Je nach Kontext wird er darum auch als Hotelpianist, Unterhaltungspianist, Cafépianist, Hochzeitspianist oder einfach als "Mann am Klavier" bezeichnet. Die Musik, die er spielt, wird entsprechend wahlweise Barmusik, Hotelmusik, Hintergrundmusik, Barklavier, Barklaviermusik, musikalische Untermalung oder Backgroundmusik genannt.

Ebensowenig stimmt das Klischee, das den Barpianisten mit verräucherten Kellerlokalen und verstimmten Klavieren mit hängenden Tasten und zerrissenen Saiten in Verbindung bringt. In der Regel spielt ein Barpianist genauso an einem Konzertflügel wie ein Konzertpianist, oder zumindest auf einem guten Stehklavier. Was natürlich nicht bedeutet, dass er nicht auch mit einem maroden Klavier zurandekommt, wenn Not am Mann ist.

Chanson

Das Chanson, übersetzt schlicht Lied, gilt mit seiner langen, bis ins Mittelalter zurückreichenden Geschichte vielen als der Inbegriff der französischen Musik. Sängerinnen und Sänger wie Édith Piaf, Charles Aznavour oder Serge Gainsbourg haben dieses Genre in der Mitte des 20. Jahrhunderts zur Blüte gebracht: La vie en rose, Hymne à l'amour und Sous le ciel de Paris sind nur einige der berühmtesten Titel.

Édith Piaf Édith Piaf

Merkmal vieler Chansons ist eine starke Konzentration auf den Text und auf den individuellen Vortragsstil, bei dem auch Sprechgesang und ironische Verfremdung zum Zuge kommen. Die Komposition selbst ist aber nicht weniger wichtig: ohne eine eingängige Melodie könnte auch der beste Chansonnier das Publikum nicht in seinen Bann ziehen.

Der umgekehrte Fall tritt ein, wenn ein Pianist das Chanson spielt – ganz ohne Text und ohne den charismatischen Vortrag einer Édith Piaf. Trotzdem lässt die Kraft der Musik vor den Augen der Hörer das Paris der Jahrhundertmitte auferstehen, als der "Spatz von Paris" vor tausenden begeisterten Zuhörern La vie en rose sang.

Frédéric Chopin

Frédéric Chopin Frédéric Chopin

Man kann mit einigem Recht den berühmten Komponisten und Pianisten Frédéric Chopin (1810–1849) als einen Ahnherrn der heutigen Bar- und Unterhaltungspianisten bezeichnen.

Geboren wurde er in Polen, doch schon im Alter von 21 Jahren zog es ihn nach Paris, wo er den Flair der großen Welt und das anregende geistige Klima der Salons kennen- und schätzenlernte. In den folgenden Jahren entstand ein Meisterwerk nach dem anderen: Das berühmte Regentropfen-Prélude, der Minutenwalzer, Nocturnes, Impromptus, Polonaisen und viele andere Kompositionen – fast immer für Klavier, und fast immer von ihm selber in den Salons und Konzerten der französischen Hauptstadt vorgetragen.

Die Poesie und Sensiblität von Chopins Musik tun bis heute ihre Wirkung. Aus den Konzertprogrammen der Klaviersolisten weltweit ist sie ebensowenig wegzudenken wie aus dem Repertoire eines jeden Barpianisten.

Dinnermusik

Dinnermusik, Loungemusik, Barmusik: die Grenzen zwischen diesen Arten von Hintergrundmusik sind fließend. Mehr als den tatsächlichen Veranstaltungsort oder -anlass (Abendgesellschaft, Lounge oder Hotelbar) bezeichnen sie alle den ruhigen, entspannenden Charakter dieser Musik. Dinnermusik ist also durchaus auch mittags am Platz, genauso wie man in einem Café von Barmusik sprechen kann.

Von der live am Klavier dargebotenen Dinner- oder Loungemusik zu unterscheiden ist Musik, die aus Lautsprechern kommt, und die, als Ambient, Easy Listening, Elevator Music oder Muzak bezeichnet, in erster Linie zur Beschallung der Umgebung dient.

E-Piano

Im 20. Jahrhundert sind nach dem Vorbild des akustischen Klaviers eine große Zahl von elektronischen Tasteninstrumenten entstanden, die mit den unterschiedlichsten Namen bezeichnet werden: E-Piano, E-Klavier, E-Orgel, Keyboard, Digitalpiano, Stagepiano, Synthesizer oder Sampler sind einige von ihnen – wobei die Grenzen zwischen den verschiedenen Instrumententypen fließend sind.

Modernes E-PianoModernes E-Piano

Prinzipiell kann man unterscheiden zwischen dem E-Piano, das als hochwertiger Ersatz für ein akustisches Klavier konzipiert ist und dementsprechend hohe Anforderungen an Klangqualität und Anschlagsdynamik stellt, und dem Keyboard, mit dem man neue, elektronische Klänge erzeugen will und das vorwiegend in der Popmusik zum Einsatz kommt.

Beim traditionellen Barpianospiel werden, sofern kein akustisches Klavier zur Verfügung steht, ausschließlich E-Pianos verwendet: Synthetische Klänge, vorprogrammierte Akkorde, Rhythmusmaschine und ähnliche Gimmicks, wie man sie von Heimorgeln kennt, sind für stilvolle Hintergrundmusik fehl am Platz. Alle Töne, die erklingen, muss der Pianist auch selber gespielt haben, wenn er die Feinfühligkeit behalten will, auf die Atmosphäre des Augenblicks einzugehen.

Evergreen

Als Evergreen bezeichnet man ein Lied, einen Schlager oder einen Popsong, wenn er sich allgemeiner Beliebtheit erfreut, obwohl er schon vor längerer Zeit, in der Regel vor mehreren Jahrzehnten entstanden ist. Stücke aus den 20er Jahren fallen ebenfalls darunter wie Titel aus der frühen Zeit der Popmusik, etwa von den Beatles oder von Abba. Auch Jazz-Standards werden manchmal "Evergreens" genannt, bisweilen wird der Begriff auch für Filmmusik verwendet.

Evergreen-CoverEvergreen-Cover

Oldie, Gassenhauer oder Ohrwurm sind Bezeichnungen mit ähnlicher Bedeutung.

Evergreens machen, zusammen mit klassischer Musik jeglicher Couleur (klassisch-romantische Musik, klassischer Jazz, klassische Filmmusik etc.) den Hauptanteil des Barpiano-Repertoires aus: Der Pianist möchte weder in erster Linie die neuesten und aktuellsten Charts spielen, noch will er alte Titel spielen, die niemand mehr kennt und für die sich keiner mehr interessiert.

Filmmusik

Eines der populärsten Musikgenres im 20. Jahrhundert ist zweifelsohne die Filmmusik. Sie entstand um das Jahr 1900 aus der Begleitmusik zu Stummfilmen, die damals live geschah: Mit dem Klavier, mit kleinen Orchestern oder sogenannten "Kino-Orgeln". Die große Zeit der Filmmusik begann jedoch in den 30er Jahren mit der Entstehung des Tonfilms. Mit großen Filmorchestern schufen Komponisten wie Bernhard Kaun, Erich Wolfgang Korngold, Dimitri Tiomkin oder Max Steiner den typischen Hollywoodsound, der sich in erster Linie an der europäischen Musik des späten 19. Jahrhunderts orientierte.

Casablanca: As Time Goes ByCasablanca: As Time Goes By

In den 50er und 60er Jahren wurde auch der Jazz und das Musical, später dann die Rock- und Popmusik für den Film wichtig. Bernard Herrmann, Ennio Morricone, John Williams und Maurice Jarré sind wichtige Filmkomponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auch Werke klassischer Komponisten, etwa von Richard Strauss (in 2001 – Odyssee im Weltraum) oder Gustav Mahler (in Tod in Venedig), werden immer wieder für Filme verwendet.

Ein so wichtiges Musikgenre darf natürlich auch im Barpiano-Repertoire nicht fehlen. Die bekanntesten Filmmelodien, "As Time Goes By", "Over the Rainbow", das Doktor-Schiwago-Thema und viele andere, sind längst ins musikalische Allgemeingut übergegangen.

Harmonie

Harmonien im JazzHarmonien im Jazz

Das griechische Wort Harmonie bedeutet wörtlich übersetzt "Zusammenfügung". In der Musik bezeichnet man mit "Harmonie" das gleichzeitige Erklingen von mehreren Tönen in einem Akkord, außerdem die Aufeinanderfolge mehrer Akkorde.

Die Harmonien eines Stücks stehen der Melodie gegenüber: Sie begleiten sie, und auch wenn man auf die Harmonien weniger stark achtet als auf die Melodie, so sind sie doch ganz essentiell für jedes Stück. Einige berühmte Kompositionen, etwa Girl From Ipanema, Yesterday oder Autumn Leaves kann man sogar auch ohne Melodie nur an ihren Harmonien erkennen. Auch beim Improvisieren spielt ein Pianist oft nur die Harmonien eines Stücks, während er die Melodie mehr oder weniger stark abwandelt.

Hintergrundmusik

Hofmusik Hofmusik im 18. Jahrhundert

In allen Epochen wurde auf viele verschiedene Weisen Musik gehört. Immer gab es neben der großen, komplexen Musik, die in der Kirche, am Adelshof oder im Konzert gespielt wurde, auch Unterhaltungs- und Hintergrundmusik, die für heitere und angenehme Stimmung sorgen sollte. Im Mittelalter waren es die Spielleute und fahrenden Sänger, im Barockzeitalter die Hofmusiker, die bei den prunkvollen Banketten des Sonnenkönigs spielten, im 19. Jahrhundert schließlich die Salonmusiker: Sie alle spielten eine Musik, die höchstes Niveau hatte, aber nicht dafür gedacht war, dass man ihr angestrengt zuhörte, sondern die sich im Hintergrund ganz nebenbei und unbemerkt in die Gespräche einfügen sollte.

Nichts anderes will auch der heutige Unterhaltungspianist: Musik zu spielen, die perfekt mit der Stimmung und den Gesprächen harmoniert, die nie aufdringlich wirkt, aber dennoch viel mehr ist als sterile Kaufhausbeschallung. Der Klang des Klaviers und die Kunst des Pianisten veredeln die Feier, sie geben ihr das gewisse Etwas, das man nicht beschreiben, sondern nur spüren kann.

Improvisation

Improvisation, auch freie Improvisation genannt, ist das Herzstück des Barpianospiels. Der Begriff bedeutet das freie Erfinden von Musik aus dem Augenblick, nur geleitet von der Atmosphäre des Raums und der Situation. Die besondere Kunst beim Improvisieren ist es, die Übergänge von einem Titel zum nächsten so unauffällig und reibungslos wie möglich zu gestalten: Zunächst wird der letzte Titel ein wenig abgewandelt, er wird mit zusätzlichen Ornamenten ausgeschmückt (man sagt dann: der Pianist improvisiert über den Titel), und allmählich geht der Pianist in freie Improvisation über. Nach einer Weile tauchen in seinem Spiel unmerklich die Harmonien des nächsten Titels auf, allmählich die Kontur der Melodie, und schließlich erklingt der Titel so, wie man ihn kennt.

So hört man eine unendliche Melodie, die immer wieder bekannte einzelne Melodien streift, in der es aber nie harte Brüche oder Pausen gibt.

Interpret

Als Interpreten bezeichnet man einen Musiker, der nicht in erster Linie – wie ein Komponist – selber Stücke verfasst, sondern Kompositionen anderer Musiker aufführt. Die großen Solisten der klassischen Musik wie Wladimir Horowitz oder Justus Frantz zählen ebenso zu den Interpreten wie ein Orchestermusiker der Berliner Philharmoniker, eine Opernsängerin, ein Bandmusiker oder ein Schlagerstar.

Wladimir HorowitzWladimir Horowitz

Bisweilen interpretiert ein Komponist seine Musik auch selbst. Während im Bereich der klassischen Musik und der Filmmusik heutzutage eine solche Personalunion sehr selten geworden ist, ist sie in der Popmusik immer wieder anzutreffen.

Der Barpianist ist einerseits ein Interpret der Stücke, die zu seinem Repertoire gehören – Jazz-Standards, Evergreens, Filmmelodien, klassische Kompositionen u.v.a. – andererseits schafft er durch seine Improvisation auch immer etwas neues. Er steht damit – wie der Jazzmusiker oder jeder andere improvisierende Musiker – zwischen Interpret und Komponist.

Jazz

Jazzstandard

Standard

Antonio Carlos Jobim

Tom JobimTom Jobim

Kein anderer Komponist war so wegweisend für die brasilianische Musik des 20. Jahrhunderts wie Antonio Carlos Jobim (auch Tom Jobim genannt). Er wuchs in den 30er und 40er Jahren in Rio de Janeiro auf und begann zunächst als Pianist in Nachtclubs, bevor er ab Mitte der 50er Jahre zunehmend als Komponist Erfolg hatte. Mit dem Album Chega de saudade, in dem der ebenso wegweisende Sänger Joao Gilberto mehrere Kompositionen Jobims präsentierte, begründete er den Bossa Nova und wurde endgültig weltbekannt.

Aus Antonio Carlos Jobims Feder stammt eine Vielzahl der bekanntesten Titel der brasilianischen Musik: The Girl from Ipanema, One Note Samba, Corcovado, Desafinado, How Insensitive, Triste, Wave, Aguas de Março und A Felicidade sind nur einige von ihnen. Jobim verstand es wie kaum ein anderer, verschiedene Stilistiken zu einer charakteristischen Einheit zu verschmelzen: Die Harmonik seiner Stücke lässt in aller Regel sofort den Schluss auf ihren Schöpfer zu.

Tom Jobim starb 1994, nachdem er bereits jahrzehntelang eine lebende Legende gewesen war. Der internationale Flughafen von Rio de Janeiro trägt heute seinen Namen.

Keyboard

E-Piano

Klassik

Glenn Miller Klassischer Jazz:
Glenn Miller

Der Begriff Klassik oder klassische Musik wird in verschiedenen Bedeutungen gebraucht. Im engeren Sinne bezeichnet er die sogenannte Wiener Klassik mit den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven als ihren Hauptvertretern. In einem weiteren Sinne wird er auf die gesamte europäische Musik bis etwa zum Anfang des 20. Jahrhunderts angewandt. Man spricht aber auch von "klassischer Filmmusik", "klassischem Jazz" oder "klassischer Moderne".

Gemeinsam ist all diesen Verwendungsweisen, dass man eine Musik der Vergangenheit meint, die durch ihre Qualität und Stilhöhe die Zeiten überdauert hat. Musik, die man "klassisch" nennt, hat sich ihren festen Platz in der Musikgeschichte erobert. Sie ist nicht mehr dem Zeitgeist und wechselnden Moden unterworfen. In diesem Sinne ist "klassische Musik" ein fester Bestandteil des Barpianorepertoires.

Klavier

Komponist

Es gäbe keine Musik, wenn es nicht die Komponisten gäbe, die diese Musik erfinden. In früheren Jahrhunderten waren Komponist und Spieler meist identisch: Johann Sebastian Bach spielte seine Orgelwerke ebenso selbst wie Wolfgang Amadeus Mozart seine Klavierkonzerte. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde diese Personalunion immer seltener, und heute gibt es sie nur noch in Ausnahmefällen. Stattdessen entwickelte sich die eigene Zunft der Interpreten, die in erster Linie Werke anderer Komponisten zur Aufführung bringen.

Ennio MorriconeEnnio Morricone

Im Bereich der klassischen Musik stehen die Namen der Komponisten nach wie vor im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: Frédéric Chopin, Robert Schumann oder Erik Satie sind die Schöpfer vieler Stücke, die sich im Repertoire eines Unterhaltungspianisten finden. Im Jazz und in der Popmusik hingegen mussten die Komponisten in der allgemeinen Wahrnehmung hinter die Interpreten zurücktreten. Wichtige Komponisten für das Piano-Repertoire sind hier etwa Astor Piazzolla und Antonio Carlos Jobim im Bereich des Latin, Cole Porter und Leonard Bernstein im Bereich des Musical, Ennio Morricone oder John Williams im Bereich der Filmmusik.

Konzertflügel

Als Konzertflügel wird ein Klavier bezeichnet, dessen Saiten (im Gegensatz zum Pianino oder Stehklavier) waagerecht und nicht senkrecht verlaufen. Es hat daher seine größte Ausdehnung in der Länge und nicht in der Höhe.

Stehklavier und KonzertflügelStehklavier und Konzertflügel

Ob das Instrument hingegen im Konzert benutzt wird oder zu anderen Zwecken dient, spielt für seinen Namen keine Rolle. Auch die einfache Bezeichnung Flügel ist üblich. Sie wird oft synonym zu Konzertflügel verwendet, manchmal bezeichnet man mit letzterem allerdings nur ein etwas größeres und vollklingenderes Instrument. In beiden Fällen leitet sich der Name von der geschwungenen Form des Instrumentenkorpus ab, die dem Flügel eines Tiers ähnelt.

Für Barmusik kommen alle Arten von Klavieren zum Einsatz, je nach den örtlichen Möglichkeiten: Vom klapprigsten Stehklavier bis zum professionellen Steinway-Konzertflügel kann ein guter Barpianist jedem Instrument stimmungsvolle Klänge entlocken.

Latin

Samba-Tänzerinnen in RioSamba-Tänzerinnen in Rio

Das englische Wort Latin, zu deutsch lateinisch, bezieht sich auf verschiedene lateinamerikanische Musikstile des 20. und 21. Jahrhunderts. Daneben wird auch von ihnen beeinflusste nordamerikanische und europäische Jazz- und Popmusik mit dem Begriff bezeichnet. Vor allem die brasilianische und karibische Musik, aber auch der Tango Nuevo des Argentiniers Astor Piazzolla werden seit den 60er Jahren im Westen verstärkt wahrgenommen und mit der eigenen Musik kombiniert. So entstanden neben den originär südamerikanischen Stilen wie Samba, Calypso oder Tango im Laufe der Zeit Mischformen wie Bossa Nova, Latin Jazz oder Salsa.

All diese Musik wird mit dem Begriff Latin zusammengefasst. Und so unterschiedlich die Stile auch sind: bestimmte harmonische Wendungen, eine bestimmte Rhythmik und einfach ein gewisser Flair machen ihre lateinamerikanische Herkunft doch immer unverkennbar. Die berühmtesten Latin-Kompositionen wie Girl from Ipanema, Besame mucho oder Desafinado sind heute im Repertoire jedes Unterhaltungspianisten vertreten.

Melodie

Melodien gelten als der Inbegriff der Musik. Für viele Menschen sind Musikstücke sogar völlig identisch mit ihrer Melodie – obwohl Harmonie und Rhythmus sicher nicht weniger zum spezifischen Charakter einer Komposition beitragen. Besonders eingängige Melodien werden oft zu »Ohrwürmern«, die einen tagelang verfolgen können. Oft handelt es sich dabei um sehr einfach (aber dennoch gekonnt) gebaute Melodien wie Tea for Two oder Strangers in the Night.

Demgegenüber gibt es im Musical und in der Oper oft ausgesprochen lange und komplexe Melodieverläufe, die auch für professionelle Sänger eine Herausforderung darstellen. Richard Wagner hat 1860 sogar eine Unendliche Melodie beschrieben, die niemals beginnt und niemals aufhört – fast so, wie die Musik selbst... ja, es stimmt wohl doch: Die Melodie ist der Inbegriff der Musik.

Wolfgang Amadeus Mozart

Wolfgang A. MozartWolfgang A. Mozart

Um keinen anderen klassischen Komponisten ranken sich so viele Legenden und Mythen wie um Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791). Seine frühen Jahre als Wunderkind, seine Konzertreisen durch ganz Europa, sein ausschweifender Lebensstil und seine ständigen Geldsorgen, seine Verhältnisse zu Frauen, sein derber Humor und seine Briefe, die Verachtung, die Fürsten und Kollegen für seine Musik aufbrachten, sein geheimnisumwitterter Tod und sein Begräbnis in einem Armengrab – all das hat zu unzähligen Spekulationen, Biographien, Romanen und Filmen Anlass gegeben.

Die Heiterkeit und Ausgeglichenheit seiner Musik, die nur selten einen Zug ins Tragische spüren lässt, steht dabei in merkwürdigem Gegensatz zu Mozarts unstetem Leben. Und vielleicht ist es gerade diese Tatsache, die die Figur Mozart so faszinierend macht: Seinen berühmtesten Kompositionen, der Kleinen Nachtmusik, dem Rondo alla turca oder dem Klarinettenkonzert, merkt man kaum an, dass sie in einem Umfeld größter Armut und schwerer menschlicher Enttäuschungen entstanden sind.

Mozarts Musik ist im besten Sinne klassische Musik – sie ist zum Allgemeingut europäischer Musikkultur geworden. Bei den Salzburger Festspielen hört man sie ebenso wie in den Musikschulen, in der Carnegie Hall ebenso wie in der Hotelbar, auch in der Popmusik begegnet man ihr wieder und sogar als Handy-Klingelton.

Ornament

Piano

Klavier

Pianino

Siehe die Informationen unter Konzertflügel.

Pianist

Astor Piazzolla

Astor PiazzollaAstor Piazzolla

Für den Tango, das Genre, in dem er später berühmt werden sollte, hatte der 1921 in Argentinien geborene Astor Piazzolla als Kind wenig übrig: Vielmehr begeisterte er sich für Jazz und für die Musik Johann Sebastian Bachs.

Diese Weite seiner musikalischen Interessen war ihm später von Nutzen, als er, nunmehr zum Tango bekehrt, daran ging, den argentinischen Nationaltanz zu revolutionieren. Dem traditionellen Tango eines Carlos Gardel stellte Piazzolla in den 50er Jahren den Tango Nuevo gegenüber, in dem sich Einflüsse aus dem Jazz und der klassischen Musik bemerkbar machten. Zunächst sorgte das für wenig Begeisterung: Von Tango-Puristen wurde Piazzolla derart angefeindet, dass er sich eine zeitlang in Buenos Aires kaum mehr auf die Straße wagen konnte.

Piazzolla ließ sichs dennoch nicht verdrießen, baute sein eigenes Ensemble auf und konzertierte mit den insgesamt 300 Tangos, die er im Lauf seines Lebens schrieb, als umjubelter Star in der ganzen Welt. Dabei wurden seine Kompositionen ebenso gefeiert wie seine Virtuosität auf dem Bandoneon.

Astor Piazzolla starb 1992 in Buenos Aires. Seine bekanntesten Werke, Libertango, Soledad oder Oblivion, sind Grundbestandteile des Barpiano-Repertoires geworden.

Cole Porter

Rhythmus

Salonmusik

Erik Satie

Erik SatieErik Satie

Der französische Komponist und Pianist Erik Satie (1866–1925) war wahrscheinlich einer der originellsten und exzentrischsten Barpianisten der Musikgeschichte. Aufgewachsen in Nordfrankreich, kommt er im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern nach Paris und betätigt sich alsbald als Pianist in den Cabarets und Cafés des Künstlerviertels Montmartre. Der Armee entgeht er, indem er sich willentlich mit Bronchitis ansteckt. Statt Wehrdienst beginnt er zu komponieren. Weil er sich um die klassische Tradition wenig schert, fliegt er bald vom Pariser Konservatorium. Stattdessen interessiert er sich als einer der ersten Komponisten auch für populäre Musik: Music Hall, Jazz, Schlager, Zirkusmusik, alles taucht in seinen Kompositionen auf.

Immer wieder flüchtet Satie aber auch aus dem Trubel der Bohème. Er entwickelt mystizistische Neigungen, schließt sich den Rosenkreuzern an. Er schreibt esoterische Ritualmusik ohne Notenschlüssel und Taktstriche, meditiert über gotische Spitzbögen. Doch am nächsten Tag kann er bereits wieder im Café sitzen: "Überraschung", das ist das Schlüsselwort seiner Kunstauffassung.

Saties berühmteste Komposition, die Gymnopédie Nr. 1, ist ein Standard-Repertoirestück jedes Barpianisten und ist heute noch ebenso bekannt und beliebt wie vor hundert Jahren.

Schlager

Standard

Jazzstandard-SammlungJazzstandard-Sammlung

Unter einem Standard oder Jazz-Standard versteht man eine Melodie mit festgelegter Harmoniefolge, die Jazzmusikern zum Improvisieren dient und sich auch ansonsten allgemeiner Beliebtheit und Bekanntheit erfreut.

Die berühmtesten Standards sind im sogenannten Real Book gesammelt, daneben existieren verschiedene Fake Books, die zum Teil auch Popsongs enthalten. Am bekanntesten sind Titel wie Autumn Leaves, It's Only A Paper Moon, The Man I Love, All the Things You Are, Body and Soul, As Time Goes By, In the Mood, Cheek To Cheek, The Days Of Wine And Roses, Night in Tunisia, Summertime, Fly Me to the Moon, Gloomy Sunday, Strangers In The Night, Singin' in the Rain, I Get A Kick Out of You, In a Sentimental Mood, Moon River, I Got Rhythm, My Way, Birdland, Moonlight Serenade, My Favourite Things, Tea For Two, What a Wonderful World, Night and Day, Ornithology, Stella by Starlight oder The Way You Look Tonight.

Stehklavier

Siehe die Informationen unter Konzertflügel.

Stimmung

Swing

Unendliche Melodie

Der Begriff Unendliche Melodie wurde 1860 vom Komponisten Richard Wagner geprägt. Er bezeichnet die sich frei verströmende und potentiell nie endende Melodie, die Wagner in seinen Musikdramen der regelmäßig gegliederten Melodiebildung der Wiener Klassik gegenüberstellt.

Anfang der unendlichen Melodie bei Richard WagnerAnfang der unendlichen Melodie bei Richard Wagner

Zwar bestehen eine ganze Menge Unterschiede zwischen einem Wagnerschen Musikdrama und dem Barpianospiel, dennoch geschieht beim Barpiano letztlich etwas recht ähnliches: Durch die Improvisationskunst des Pianisten entsteht aus den gegliederten Melodien der einzelnen Stücke eine große, unendliche Melodie. Starre Regelmäßigkeit und harte Brüche sucht der Pianist genausowenig wie Wagner – wenn auch aus anderen Gründen. Stattdessen lässt er den Klang, die Harmonien, die Melodien sich unbegrenzt verströmen.

Unterhaltungsmusik

Zwanziger Jahre