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Wie wird man Barpianist?

Dem Pianisten über die Schulter geschaut

Auswendig zu spielen ist für den Barpianisten selbstverständlich – und dennoch am Anfang schwer. Der Pianist muss sein Repertoire, das in der Regel aus mehreren hundert Titeln besteht, komplett im Kopf haben – schließlich kann er nicht mitten während des Spiels anfangen, in seinen Notenblättern zu rascheln, weil er das nächste Stück nicht finden kann...

Ein Musiker, der auswendig spielt, hört sich selbst ganz anders zu als jemand, der ständig in seine Noten sieht. Er kann sich viel mehr auf den Klang, auf den Raum, auf die Atmosphäre einlassen – und sich viel besser in die Gäste hineinversetzen. Dabei versucht er sich vorzustellen, wie die Klaviermusik wirkt: Ist sie zu laut, zu leise? Zu lebhaft oder doch eher zu sehr im Hintergrund? Wenn der Klavierspieler während des Spiels mit Notenlesen und Umblättern beschäftigt ist, kann er diese Freiheit und Selbstkontrolle niemals haben.

Tipps zum Auswendiglernen Ihres Barpiano-Repertoires:

  • Wie beim Erlernen des Repertoires gilt: Nehmen Sie sich zunächst nicht zuviel vor. Wenn Sie 3–5 Stücke sicher auswendig können, ist das für den Anfang schon eine beachtliche Leistung. Wenn Sie merken, dass es Ihnen leicht fällt, können Sie immer noch mehr Stücke auswendig lernen.

  • Wie leicht oder schwer einem Klavierspieler das Auswendiglernen von Musik fällt, ist völlig unterschiedlich – und sagt in der Regel nichts über dessen Musikalität aus. Die größten Pianisten hatten große Schwierigkeiten damit, während andere Musiker schon Stücke, die sie nur einmal gehört hatten, ohne Probleme nachspielen konnten.

  • Probieren Sie verschiedene Techniken des Auswendiglernens aus – es gibt nicht einen Weg, der für alle der beste ist. Wenn Sie über einen eher intuitiven Zugang zur Musik verfügen, versuchen Sie die Stücke vor allem über Hören und Nachspielen zu lernen – hören Sie sich immer wieder Aufnahmen an und benutzen Sie die Noten nur als zusätzliches Hilfsmittel.
    Wenn Sie sich hingegen der Musik mehr von der rationalen Seite nähern, dann beginnen Sie damit, sich den Notentext genauer anzusehen: Wie ist das Stück gegliedert? Welche Abschnitte gibt es in der Melodie? Wo ist der Höhepunkt? Lernen Sie dann erst einmal die einzelnen Abschnitte separat und setzen Sie sie später zusammen. Eine solche Strukturierung hilft sehr, um die Musik im Gedächtnis zu behalten.
    Versuchen Sie auf keinen Fall, sich sequentiell Ton für Ton zu merken – das funktioniert nicht und wird Sie nur frustrieren.